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AfA Region Stuttgart

Angst um den Job lässt viele schweigen

Arbeitsgemeinschaften

"Es begann mit einer Reinigungskraft", erinnert Klaus-Peter Grüner, Vorsitzender der AfA im Kreis Göppingen, der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen bei der SPD.

"Es begann mit einer Reinigungskraft", erinnert Klaus-Peter Grüner, Vorsitzender der AfA, der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen bei der SPD. Eine Frau, die in öffentlichen Gebäuden regelmäßig putzt, hat berichtet, dass sie weniger als vier Euro pro Stunde verdiene. Als allein erziehende Mutter sei sie von dem Job abhängig, auch wenn er ihr und ihrem Kind "zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben" einbringe.
Grüner und seine Weggefährten haben sich daraufhin genauer umgeschaut. Was bundesweit über Niedriglöhne und Mindestlöhne durch die Presse wandert, hat erst ein Gesicht und dann viele Gesichter bekommen. Die AfA blieb nicht nur beim Klischee-Beispiel "Reinigungskräfte", "Ungerechtigkeit ist in allen Branchen zu finden und nicht zu pauschalisieren." In der von Parteigrenzen losgelösten Arbeit haben sich Menschen zusammen getan, die sich gegen prekäre Arbeitsverhältnisse einsetzen. Sie haben von allen Politikern in Land und Landkreis einen "Aktionsplan Armut" gefordert und die Gemeinderäte gebeten, ein Auge auf kommunale Lohnverhältnisse zu haben.
"Die dramatische Kinderarmut kann nur auf politischem Weg langfristig bekämpft werden", sinniert der SPD-Mann und ist erschüttert. 17 Prozent aller Minderjährigen in Baden-Württemberg leben in finanziell höchst problematischen Verhältnissen. "Es ist nicht die Zahl", murmelt er, "es ist die Vorstellung, was es für das einzelne Kind, für die einzelne Familie bedeutet", wenn das Geld trotz harter Arbeit nicht reicht. "Nur wenn der Lohn für geleistete Arbeit Existenz sichern kann, lässt sich die Spirale nach unten aufhalten."
Am meisten empört den Familienvater, der bei der Post arbeitet, "dass Armut in unserem reichen Bundesland so drastisch wächst". Die AfA hat alle 38 Gemeinden im Kreis angeschrieben und nachgefragt, ob öffentliche Gebäude von Kräften externer Reinigungsfirmen sauber gemacht würden oder von selbst angestellten Mitarbeitenden. "Zwölf haben keine Antwort gegeben", berichtet Grüner bitter. Die meisten der antwortenden 26 Gemeinden beschäftigen selbst Reinigungspersonal und bezahlen nach Tarif. Das sind derzeit "so um die acht Euro Stundenlohn".
Und jene, die Arbeitskraft billig anbieten können, weil sie selbst unter jedem Anstand bezahlen? "Es ist enorm schwierig an diese Firmen heranzukommen", bedauert Klaus-Peter Grüner. Man könne juristisch nur mit Zeugen vorgehen, aber "die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes lässt schweigen". Es sei Existenzangst, die solche Zustände ermögliche. Kinder von derart ausgebeuteten Eltern haben nach Grüners Meinung kaum eine Chance: "Sie wachsen mit der Erfahrung auf, dass Arbeit weder geschätzt noch anerkannt wird." Und das in einem Land, "in dem es so viele starke Schultern gibt, die Schwächere stützen können".

Autor: ANDREA MAIER | 05.01.2010 Südwest Presse

 
 

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